Zunächst klingt die Theorie allerdings noch recht verständlich. Kapitel 1 schliesst unter anderem mit der Feststellung (hier frei interpretiert): dass es um einiges einfacher ist, darüber zu sprechen, was das Problem NICHT ist. Ergänzend wird erwähnt, dass es den meisten Menschen leichter falle, über das Nicht-Problem zu sprechen. So kann sich die subjektive Wirklichkeit durch Fokussierung auf "Ausnahmen", auf "Wunder" oder auf eben das "Nicht-Problem" verändern und neue Herangehensweisen hervorbringen. Dies erscheint mir logisch und erinnert mich an das Pinguin-Prinzip von Dr. Eckart von Hirschhausen - das Pinguin Prinzip besagt zwei Dinge: Einerseits, dass man dazu neigt, viel zu schnell Urteile über Menschen zu fällen, die man oft nur in einer Situation erlebt hat. Und andererseits (und das ist der wichtigere Punkt), dass es viel sinnvoller ist Stärken zu stärken, als an den Schwächen herumzudoktern. So wie es einfacher ist über das Nicht-Problem zu sprechen, als am Problem herumzudoktern. - siehe dazu auch dies Filmchen...
Soweit so gut. Doch lösen sich wirklich alle Probleme, ohne dass darüber gesprochen wird? Findet jeder immer selbst eine Lösung? Warum darf der Berater wenn er es besser weiss, dem Ratsuchenden keine Tipps geben? Fragen über Fragen und Antworten folgen nur spärlich.
Und dann kommt es dick. Auf Seite 40f ist ein Dialog abgedruckt zwischen Vater, Lehrerin und Mila (dem verhaltensauffälligen Kind). In diesem Dialog ist das verhaltensauffällige Kind plötzlich einsichtig, der Vater (zuvor als alkoholsüchtig und zu familiärer Gewalt neigend beschrieben) total verständnisvoll und die überforderte Lehrerin eine geborenes Beratungstalent. Natürlich wird der Dialog eingeleitet mit den Worten: "Nehmen wir mal an...". Nun gut. Annahmen kann man machen. Aber realistisch sollten sie doch schon sein, oder etwa nicht?! Euphemismus schreit da mein Herz und das Buch landet in einer Ecke.
Möge es auf musevollere Tage warten.
Und wie geht es euch dabei?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen